Natürlichkeit und Gesundheit sind das neue Schön

(Trendglossar 03/2021)

Die Nachfrage nach ästhetischen Eingriffen ist in den letzten beiden Jahren weiterhin angestiegen, wie auch die aktuelle Behandlungsstatistik der VDÄPC aufzeigt. Viele Patient:innen wünschen sich auch in Krisenzeiten ein waches, frisches und vitales Aussehen. Wenn es nach Holger Fuchs, Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie und Ärztlicher Leiter der Praxis Klinik Pöseldorf geht, findet jedoch die Ära der Filter nun ihr Ende. Insbesondere Frauen ab 30 wünschen sich eine natürliche und gesunde Optik, statt ein Gesicht fern von realen Konturen. Wir fragten den Hamburger Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie, welche Behandlungen zurzeit besonders nachgefragt werden und wie der Experte die aktuelle Entwicklung in der Beauty-Branche einschätzt.

Herr Fuchs, was ist Ihre aktuelle Beobachtung, beziehungsweise welche Behandlungen werden bei Ihnen in der Praxis Klinik Pöseldorf besonders nachgefragt?

Für das Gesicht wählen die meisten meiner Patient:innen zunächst natürlich sehr gern die mittlerweile klassischen Faltenbehandlungen mit Botulinumtoxin und Hyaluronsäure, um kleine oder größere Fältchen zu glätten oder sanft aufzupolstern. Im Kommen sind Behandlungen zur Verjüngung der Gesichtshaut, die endogene Reparaturmechanismen aktivieren, wie das Microneedling oder die Eigenbluttherapie (PRP).

All das verleiht dem Gesicht unabhängig vom Alter einen Hauch jugendlicher Frische, was meine Patientinnen sehr schätzen. Zudem nehmen viele auch die sehr effektive und nachhaltige Methode des Liquid-Facelifts ohne Skalpell in Anspruch, nämlich nach der 8-Punkte-Methode von Dr. Mauricio Majo – das funktioniert beispielsweise nur mit Hyaluron und Botulinumtoxin.

Zur Straffung und Modellierung erschlaffter Hautpartien bei Frauen (Männer seltener) zwischen 30 und 50 Jahren ist ebenso das Fadenlift mit Seralea®-Fäden sehr populär. Damit bekommen Sie quasi Gesichtsstraffung und Volumenaufbau in einem. Jedes Gesicht ist einzigartig und besonders. Daher findet vor jeder Behandlung ein ausführliches Informations- und Beratungsgespräch in unserer Praxis statt. Hierbei erhält jede Patientin nach eingehender Analyse des Gesichts und Abstimmung der Optimierungswünsche ein jeweils zum individuellen Hauttyp und zur Lebenssituation passendes Behandlungskonzept.

Bild: ©istock

Herr Fuchs, wie schätzen Sie die zukünftige Entwicklung in der Beauty-Branche ein?

Ich denke, dass die Entwicklung in Richtung Gesundheit und Natürlichkeit weiter anhalten wird. Natürlich und gesund ist das neue Schön. Keiner möchte künstlich oder puppenartig aussehen, zumindest hierzulande. Kleine und dezente Anpassungen sind jedoch sehr en vogue. Was ich vor allem in meiner Praxis beobachte, ist, dass die Frauen trotz des erhöhten Wunsches nach Optimierung mehr denn je bei sich bleiben. Das Gesicht als zentrales Element unseres Gesamtbildes spiegelt die Individualität und Lebenserfahrung wider und macht unsere Gefühle und Gedanken sichtbar. Daher sollen ästhetische Eingriffe möglichst natürlich und auf gar keinen Fall „gemacht“ aussehen, so der Wunsch vieler meiner Patientinnen. Unnatürliche Ergebnisse werden von der Zielgruppe 30+ einfach nicht mehr akzeptiert. Vielmehr legen viele Frauen dieser Altersgruppe, aber auch die Jüngeren, mittlerweile sehr viel Wert auf einen ganzheitlichen, gesunden und positiven Lebensstil: Jenseits von Social-Media-Filtern & Co beinhaltet dieser sowohl bewusste gesunde Ernährung und typgerechte sportliche Betätigung und eben auch gezielte sanfte Korrekturen der äußeren Erscheinung durch ästhetische Behandlungen. Die Ära der Filter neigt sich, was die Ästhetisch-Plastische Chirurgie betrifft, meines Erachtens ihrem Ende zu.

Herr Fuchs, inwiefern wirkt sich der Trend zur neuen Natürlichkeit auch auf den ganzen Körper aus?

Insgesamt würde ich sagen, dass weniger oft mehr ist. Das gilt nicht nur für das Gesicht, sondern auch für eine gewisse Optimierung der gesamten Körperform. Gewünscht werden eher Eingriffe ohne Skalpell sowie die Kombination verschiedener nichtinvasiver Eingriffe. Nehmen Sie beispielsweise das bereits erwähnte Fadenlifting, das sich nämlich als äußerst sanfte Methode nicht nur für den Gesichtsbereich, sondern auch hervorragend für die Straffung von Hals und Händen sowie Oberarmen und Oberschenkeln eignet. Nicht immer muss es also eine Fettabsaugung sein. Ebenso lässt sich durch gezieltes Bodycontouring mithilfe von Geräten, die beispielsweise mit elektromagnetischen Feldern arbeiten, auf sanfte und sehr schonende Weise eine ebenmäßige und harmonische Körpersilhouette erzielen. Dies geschieht nicht invasiv durch gleichzeitigen Muskelaufbau und Fettverbrennung. Besonders bei kleineren Fettansammlungen, welche auch durch Sport und gesunde Ernährung nicht weichen wollen, können Patient:innen ihrer Wunschfigur somit ohne Betäubung, Spritze oder Operation ein gutes Stück näherkommen. Aber eben nicht weg von der Realität, sondern individuell und typgerecht, das ist der Wunsch meiner Patient:innen.

Und was glauben Sie, welche Behandlungsmethode wird sich auch langfristig durchsetzen können? Was ist sozusagen der All Time Favourite?

Bei Männern wie bei Frauen verzeichnen wir eine starke Nachfrage nach Behandlungen gegen Hyperhidrose, das ist übermäßiges Schwitzen in verschiedenen Körperregionen, vor allem aber natürlich unter den Achseln. Schweißflecken gelten in unserer Gesellschaft noch immer als furchtbar unangenehm und dieser Scham möchten Männer wie Frauen natürlich gleichermaßen entgehen. Einfach auch, weil es die Selbstsicherheit zu einem horrenden Teil hebt, wenn man weiß, dass man quasi nicht unangenehm riechen kann.

Bei der Behandlung werden die Schweißdrüsen nicht im ursprünglichen Sinne wie bei einer Operation entfernt. Das neue System arbeitet mit thermischer Energie, die durch Hitzeimpulse die Schweißdrüsen und ihre Versorgungsnerven in der Haut nachhaltig zerstören. Die Behandlung selbst ist unkompliziert, durch Lokalanästhesie nahezu schmerzlos und dauert mit circa ein bis zwei Stunden nicht sehr lange. Zudem hat man den – vor allem bei Frauen – sehr beliebten Nebeneffekt, dass die Haare durch die Verödung ausfallen. Leichter kann man keine schönen und trockenen Achseln bekommen. Für mich absolut eine Behandlung, die sich jeder für ein besseres Lebensgefühl gönnen sollte.

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Facharzt Holger Fuchs, Hamburg

Holger Fuchs, Facharzt für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie, Medical Director der Praxis Klinik Pöseldorf, Hamburg.

https://www.klinik-poeseldorf.de/index.html

Gespräch: VDÄPC-Redaktion

Bild: © Praxis Klinik Pöseldorf